Der deutsche Maschinenbausektor hat sich noch immer nicht von den schwachen Produktionszahlen aus dem ersten Quartal 2013 erholt. Von Januar bis März ist die Produktion um 7 Prozent zurückgegangen. Bis August lag die Produktion bei einem Minus von 3,3 Prozent vor Jahresfrist.
„Unsere im Juli veröffentlichte Prognose von minus ein Prozent für das laufende Jahr können wir daher heute bekräftigen“, sagte Thomas Lindner, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in einer Mitteilung des Verbands. Für 2014 prognostiziert Lindner, der sich in seinem letzten Jahr als VDMA-Präsident befindet, ein Wachstum von drei Prozent. Wie die Branche dieses Wachstum erreichen will, sagt Lindner nicht.
Die Maschinenbauer müssen derzeit „eine Atempause einlegen. Die Folgen der Finanzkrise sind noch nicht überwunden. Die internationale Nachfrage nach Investitionsgütern schwächelt“, sagte Lindner. In den beiden größten Exportmärkten des Maschinenbaus, China und den USA, habe sich die Konjunktur wieder gefestigt. Auch im krisengeschüttelten Europa sei die rezessive Phase weitgehend abgeschlossen. Lindner rechnet mit „expansiven Impulsen rechnen“.
Vor zwei Wochen machte der schwäbische Maschinenbauer Trumpf Schlagzeilen, als er die Übernahme eines chinesischen Konkurrenten für einen zweistelligen Millionenbetrag bekannt gab. Experten waren von der Übernahme überrascht. Sind es doch überwiegend chinesischer Firmen, die durch Zukäufe in Deutschland einen Technologietransfer anstreben (mehr dazu – hier).
Die VDMA-Volkswirte rechnen für 2013 mit einem Produktionswert von 195 Milliarden Euro. 2010 lag der Produktionswert bei 164 Milliarden, 2011 bei 189 Milliarden und 2012 ebenfalls bei 195 Milliarden Euro. Seine Amtszeit charakterisiert Lindner daher als „Aufholjagd“.
Auf das Beschäftigungsniveau haben sich die vergangenen Aufholjahre nicht negativ ausgewirkt. Im Juli 2013 steigt die Stammbelegschaft um 11.000 neue Mitarbeiter auf insgesamt 984.000. Der Tiefstand der Beschäftigung der letzten drei Jahre (2010 bis 2012) lag im Mai 2010 bei 901.000 Beschäftigten, berichtet der VDMA.
„Im Kern fordern wir eine Steuerpolitik, die uns unternehmerischen Freiraum lässt, um investieren zu können“, sagte Lindner. Unternehmen sind nicht in erster Linie verantwortlich für die Investitionsschwäche in Deutschland. Bei Investitionen müsse man auch die Ausgaben des Staates zusätzlich berücksichtigen, sagen Sebastian Dullien und Mark Schieritz in einer wissenschaftlichen Studie zum Thema, die in der Zeitschrift Wissenschaftsdienst veröffentlicht wurde.
Brutto- und Nettoinvestitionen des Staates sind im europäischen Vergleich sehr niedrig (siehe Grafik). In Frankreich und Spanien liegt die Quote deutlich höher, in Deutschland liegt sie weit unter dem Durchschnitt der Eurozone. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Wohnungsbau-Investitionen ab, die bereits seit der Wiedervereinigung kontinuierlich abnehmen.
Angesichts der hohen Beschäftigung und der unterdurchschnittlichen Investitionsquoten im Maschinenbau in den vergangenen Jahren, antizipiert Lindner für die kommenden Jahre höhere Zuwachsraten bei den Ausrüstungsinvestitionen.
Es sei erschreckend, welche hohe Zahl von Politikern nur wenig über die Arbeit mittelständischer Unternehmen wüssten, sagte der VDMA-Präsident. Er fordert eine Energiepolitik, die nachhaltig ist. Die Ökostrom-Umlage steigt stetig an. Die Energiewende wird immer teurer. Einige Unternehmen können sich von der Umlage für das Erneuerbare-Energien-Gesetz befreien lassen. Für Unternehmen, die genau unterhalb der Grenze zu der Befreiung liegen, wird Energie zu einer echten Belastung (mehr dazu – hier).