Die US-Behörden werden keine Anklage gegen Bruno Iksil erheben, der als Trader für JP Morgan 6 Milliarden Dollar verzockt hatte. Doch zwei seiner früheren Londoner Kollegen werden angeklagt.
Der Spanier Javier Martin-Artajo und der Franzose Julien Grout könnten bereits am Mittwoch angeklagt werden, berichtet das WSJ. Martin-Artajo war Iksils direkter Chef. Grout war verantwortlich für die Aufnahme und Weitergabe der täglichen Positionen der kleinen Gruppe von Tradern.
Iksils früheren Kollegen wird vorgeworfen, ihre Positionen bewusst verschleiert zu haben. So sollen sie die angesammelten Verluste unterbewertet haben. Ob auch gegen höhere Manager ermittelt wird, ist nicht bekannt. Nach Angaben von JP Morgan war lediglich die kleine Gruppe von Mitarbeitern für die massiven Trading-Verluste Anfang 2012 verantwortlich.
Der Untersuchungs-Ausschuss des US-Senats hatte im März ein vernichtendes Urteil über die Investment-Bank JP Morgan und ihren Chef Jamie Dimon gefällt: Die Bank habe vor dem Verlust von 6,2 Milliarden Dollar durch den „Wal von London“ die Öffentlichkeit und die Aufsichtsbehörden systematisch in die Irre geführt (mehr hier).
Die Entscheidung, Iksil nicht strafrechtlich zu belangen, deutet darauf hin, dass „Wal von London“ als wichtiger Zeuge vom US-Justizministerium eine Kronzeugenregelung erhalten hat. Ähnliche Vereinbarungen hat er auch mit den US-Aufsichtsbehörden CFTC und SEC ausgehandelt.
Iksil hat den Ermittlern Beweise vorgelegt, dass er andere über die Verluste informiert und eine realistische Bewertung der Positionen gefordert habe. Allerdings soll der frühere Trader selbst zum Ende jedes Tages die Positionen bewertet und an seinen Kollegen Grout weitergegeben haben.