Politik

Zweifel bei US-Geheimdiensten: Beweis für Befehl Assads fehlt

Innerhalb der US-Geheimdienste gibt es Zweifel, dass der syrische Präsident Assad für den Einsatz von Giftgas am 21. August verantwortlich sei. Beweise gäbe es nicht, nur eine Schlussfolgerung.
07.09.2013 22:39
Lesezeit: 2 min

Die USA drohen Syrien mit einem Angriff, weil das Land Chemiewaffen eingesetzt haben soll. Doch den westlichen Geheimdiensten ist es bisher nicht gelungen, Beweise für eine Schuld des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zu finden.

Die Regierung von Präsident Obama hat gesagt, dass Assad selbst dann für den Chemiewaffen-Einsatz verantwortlich sei, wenn er ihn nicht direkt angeordnet habe. Doch Reuters berichtet, die Geheimdienste seien sich nicht mehr sicher, ob Assad im Vorfeld von den Angriffen überhaupt wusste oder ob er erst im Nachhinein informiert wurde. Reuters bezieht sich auf anonyme Quellen aus Geheimdienstkreisen.

Grundlage der Annahme, dass Assad hinter dem Angriff steckt, ist ein freigegebener Bericht des französischen Geheimdienstes von einer Spezialeinheit des syrischen Rates für Wissenschaft und Forschung, die für die Herstellung von Chemiewaffen verantwortlich sei soll. Amerikanische und europäische Nachrichtendienste sagen, diese Einheit sei in den Giftgas-Angriff vom 21. August verwickelt gewesen.

„Der beste Beweis, der das Regime mit dem Angriff in Verbindung bringt, ist die Verwicklung des Rates für Wissenschaft und Forschung, der das Chemiewaffen-Programm geschaffen hat und es managt. Der Rat arbeitet für das Büro des Präsidenten und untersteht ihm“, sagte Obama-Berater Bruce Riedel.

Viele der amerikanischen Behauptung basierten ursprünglich auf Berichten von Augenzeugen und Nicht-Regierungs-Organisationen und auf YouTube-Videos. Viele der ursprünglichen Behauptungen, etwa eine angebliche Beiligung von Assads Bruder an den Anschlägen, mussten später wieder zurückgenommen werden.

Die US-Regierung hat der Öffentlichkeit keine wissenschaftlichen Proben oder Geheimdienstinformationen präsentiert, die den Einsatz von Sarin-Gas oder eine Beteiligung der syrischen Regierung belegen. Die USA haben auch keine syrischen Militärs benannt, die den Einsatz von Giftgas angeordnet haben sollen.

Selbst eine Analyse des wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongress berichtete, dass die freigegebenen Dokumente der Obama-Regierung nicht eindeutig belegen, wer den Chemiewaffen-Einsatz angeordnet hat.

Der Angriff auf den Irak im Jahr 2003 wurde begonnen, nachdem die US-Regierung mit gefälschten Beweisen belegt hatte, dass der Irak Massenvernichtungswaffen besitze. Ähnliches gilt für viele weitere Kriege nicht nur der Amerikaner.

Doch Präsident Obama ist es bisher nicht gelungen, den Bürgern, dem US-Kongress und der Welt einen überzeugenden Kriegsgrund zu liefern. Ein Bericht der einflussreichen New York Times hat kürzlich sogar schwerwiegende Gründe gegen einen Krieg angeführt. Die Rebellen, die gegen die syrische Regierung kämpfen, werden darin als grausame Terroristen dargestellt, die keine Unterstützung erhalten sollten (mehr hier).

Die syrische Regierung, die von Russland unterstützt wird, macht die Rebellen für den Giftgaseinsatz verantwortlich. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte, Washington habe keinen überzeugenden Beweis geliefert, dass Assads Truppen den Angriff ausgeführt hätten.

Der Giftgas-Einsatz sei eine Provokation der Rebellen gewesen, die die USA zu einer militärischen Antwort bewegen wollten, so Putin. Auch zwei renommierte Reporter, die lange Zeit für die Associated Press gearbeitet haben, schreiben, dass der saudische Geheimdienst für den Giftgas-Einsatz verantwortlich sei (mehr hier).

Die EU-Außenminister, darunter Guido Westerwelle (FDP), stellten sich am Samstag klar auf die Seite der USA. Auch sie machten die Assad-Regierung für den Chemiewaffen-Einsatz verantwortlich und forderten eine „klare und starke“ Antwort auf den angeblichen Einsatz von Chemiewaffen durch Assad. Die EU will allerdings die Ergebnisse der UN-Inspektoren abwarten, bevor Syrien angegriffen werden soll (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bierbrauer in der Krise
23.04.2025

Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Doch auch in diesem Jahr sind die Perspektiven der Branche eher...