Deutschland

Bund: Banken-Lobby soll Schülern den Umgang mit Geld beibringen

Lesezeit: 2 min
14.03.2013 23:17
Die Bundesregierung will den deutschen Schülern mehr Fachwissen in Geld-Fragen vermitteln. Zu diesem Zweck werden renommierte Institutionen in die Schulen geschickt, um die Kinder zu unterweisen: Unter ihnen befindet sich der Lobbyisten-Verband der deutschen Banken und die staatlich gerettete Commerzbank.
Bund: Banken-Lobby soll Schülern den Umgang mit Geld beibringen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

 

Mehr als drei Viertel der in eine Umfrage befragten Lehrer und Experten sehen einen Bildungsauftrag in Sachen Verbraucherschutz bei den Schulen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die aktuelle Studie der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz. Vor allem die Kompetenzen hinsichtlich der Finanzwelt sollen gestärkt werden. Dies will das neu gegründete Bündnis für Verbraucherbildung unterstützen. Und damit diese Förderung der Schüler-Kompetenzen nicht allein von Fachfremden gestärkt wird, werden auch gleich die Banken selbst zu Rate gezogen.

Das Bündnis Verbraucherbildung wurde von der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz initiiert, die zur Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBZ) gehört. Beide werden unter anderem aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz finanziert. Das Ministerium hat bereits beim Thema Ernährung aufhorchen lassen: Künftig sollen die Kinder von McDonald's lernen, was gesundes Essen ist (mehr hier).

Insgesamt beteiligen sich 60 fachkundige Firmen und Organisationen an der Bildungs-Offensive.

Zu diesen gehören unter anderem die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, der Bundesverband der deutschen Banken (geführt von einem Banker, der Milliarden bei der BayernLB verbrannt hat - hier), der Deutsche Raiffeisenverband, der Handelsverband Deutschland, die Sparda-Bank Berlin und die Commerzbank. Vor allem die Commerzbank verfügt über besonders reiche Erfahrungen im Geld-Business. Sie weiß auch, was man nicht machen soll: Die Bank wurde  aufgrund massiver Verluste bei risikoriechen Geschäften teilweise verstaatlicht (mehr zu dieser unendlichen Geschichte - hier).

Ziel des Bündnisses ist es, „dass allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch ein institutionell abgesichertes Angebot an schulischer und außerschulischer Verbraucherbildung, die für ihr Leben notwendigen Entscheidungs- und Konsumkompetenzen vermittelt werden“, heißt es auf der Internetseite der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz. Die Gefahr einer Einflussnahme der Finanzunternehmen auf die Schüler sieht das Bündnis jedoch nicht. Im Gegenteil, es sei sogar gut,  dass das Bündnis breit aufgestellt ist und Partner aus der Wirtschaft dabei seien, erklärt die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz. Schließlich würden auch Unternehmen von gebildeten Verbrauchern profitieren. Die  „Unternehmen erkennen, dass sie eine gesellschaftliche Verantwortung haben“.

Darüber hinaus, so schreibt die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz, sei es ein Grundsatz des Bündnisses, „dass Marketing nichts in der Schule zu suchen hat“. Die Hoheit über Inhalte liege bei den Lehrkräften. Das Bündnis orientiere sich an den „Grundprinzipien des Beutelsbacher Konsenses mit den drei Grundprinzipien Indoktrinationsverbot, Kontroversitätsgebot und Förderung der Analysefähigkeit.“

Finanziert wird das Bündnis der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz zufolge über die „Bündelung von Mitteln der Bündnispartner im Fonds für Verbraucherbildung“. Ein neunköpfiger Beirat berät die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz. Der Beirat setzt sich aus jeweils drei Vertretern der Gruppen Verbraucherorganisationen, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Angesichts der Tatsache, dass die beteiligten Unternehmen wie die Commerzbank und die Sparda-Bank Berlin das Bündnis mit finanziellen Mitteln unterstützen und theoretisch im Beirat die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz beraten, ist die Neutralität des Bündnisses alles andere als gewährt. Wie begehrt der Kontakt zu Schülern ist, zeigt auch das von der Stiftung Warentest verfolgte Projekt „Finanztest macht Schule“. Hier werden bereits längerer Zeit Klassen ein Jahr lang mit dem Heft Finanztest kostenlos versorgt, um sich zu kompetenten Verbraucher fortzubilden und natürlich auch, um an das Heft gebunden zu werden (hier).

Das Bündnis Verbraucherbildung ist kein Einzelfall in Sachen Banker an die Schulen. Auch in Großbritannien streben die Geldhäuser an die Schulen. Ab 2014 sollen sie Kinder in Sachen Umgang mit Geld unterrichten. So wird beispielsweise erwägt, Lloyds, der Royal Bank of Scotland und Barclays in eine Liste der Finanzdienstleistungsunternehmen aufzunehmen, die es ihnen dann sogar erlaubt, ab September 2014 ihr eigenes Firmenmaterial zu nutzen, um an britischen Grundschulden und weiterführenden Schulen den Unterricht zu gestalten. (hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...