Politik

Kosten für neuen EZB-Hauptsitz in Frankfurt explodieren

Der neue Hauptsitz der EZB in Frankfurt wird 350 Millionen Euro mehr kosten als geplant. Auch wird der Wolkenkratzer zu klein sein. Die zusätzlichen 1.000 Mitarbeiter, die für die Bankenaufsicht in der Eurozone zuständig sein werden, benötigen nun ein weiteres Gebäude.
05.11.2013 00:59
Lesezeit: 1 min

Die Kosten für den neuen EZB-Wolkenkratzer in Frankfurt liegen 350 Millionen höher als geplante. Zudem wird der 185 Meter hohe Bau für seinen Zweck viel zu klein sein, wenn er Ende 2014 eröffnet wird.

Der neue Hauptsitz der EZB wird den Steuerzahler 1,15 Milliarden Euro kosten, berichtet das WSJ. Ursprünglich hatte man mit Kosten von 850 Millionen Euro geplant. Zudem rechnete man vor zehn Jahren nicht damit, dass die EZB im November 2014 die Bankenaufsicht in der Eurozone übernehmen wird.

„In der Planungsphase des neuen Hauptquartiers, die 2001 begann, konnten wir nicht vorhersehen, dass die EZB eine große Behörde mit 1.000 neuen Angestellten von Grund auf wird aufbauen müssen und diese neue Funktion als Bankenaufsicht ausfüllen muss“, sagte eine Sprecherin der EZB.

Die Zentralbank prüfe nun, wo die neue Behörde zur Bankenaufsicht der Eurozone untergebracht werden könne, so die Sprecherin. Die EZB hat derzeit Büros im Japan Center Frankfurt im Bankenviertel der Stadt gemietet.

Der neue EZB-Bau besteht aus zwei spiralförmigen Glastürmen, die durch eine Halle verbunden sind. Er befindet sich in Frankfurt Ostend, vier Kilometer vom Bankenviertel entfernt. In seiner Ausführung widerspricht der Milliardenbau eigentlich dem Stadtentwicklungsplan. Auch Denkmalschutz-Richtlinien wurden ignoriert (mehr hier).

Aus der obersten Etage des EZB-Wolkenkratzers wird man auf das Frankfurter Bankenviertel blicken können, wo die größten deutschen Banken sitzen. Hier wird sich der EZB-Gouverneursrat zweimal im Monat treffen.

Die Kosten für den EZB-Bau in Milliardenhöhe sind in Deutschland bisher kaum kritisiert worden. Dabei ist der EZB-Bau etwa doppelt so teuer wie das Berliner Stadtschloss, das derzeit im Zentrum Berlins wiederaufgebaut wird (mehr hier).

Der Think Tank Open Europe weist auf die Ironie der Geschichte hin: Während die EZB von den Staaten im Süden Europas fordert, ihre Ausgaben unter Kontrolle zu halten, explodieren die Kosten beim eigenen Hauptquartier.

Wer die Kosten am Ende tragen wird, braucht hier nicht eigens erwähnt werden: Die EZB ist eine öffentliche Organisation und bezieht ihre Mittel vom Steuerzahler.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...