Deutschland

Keine Kontrolle: Deutsche Handy-Preise viel zu hoch

Lesezeit: 1 min
02.03.2013 02:46
Die deutschen Handynutzer zahlen durchschnittlich 80 Prozent höhere Preise pro Minute als Bürger in anderen europäischen Ländern. Die Bundesnetzagentur soll dies unterbinden, kommt aber ihren Verpflichtungen nicht nach. Kein Wunder, schließlich ist der Bund am Mobilfunk-Riesen Deutsche Telekom beteiligt.
Keine Kontrolle: Deutsche Handy-Preise viel zu hoch

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Im November hatte die Bundesnetzagentur Pläne veröffentlicht, wonach die Netzbetreibern Telekom, E-Plus, Vodafone und O2 ab 1. Dezember 2012 nur mehr ein einheitliches Entgelt von 1,85 Cent pro Minute berechnen dürften – in diesem Dezember sollte dann dieses Entgelt auf 1,79 Cent sinken. Das ist zwar im Vergleich zu den bisherigen möglichen Entgelten von bis zu 3,39 Cent pro Minute, die die Mobilfunkanbieter berechnen konnten, deutlich weniger. Der EU-Kommission geht der Plan jedoch nicht weit genug. Noch immer seien die Entgelte für Handynutzer in Deutschland 80 Prozent höher als in etlichen anderen Mitgliedsländern, heißt es in einer Erklärung der Kommission. Die Anrufzustellungsentgelte sollten eigentlich bei etwa 1,0 Cent pro Minute liegen.

Anrufzustellungsentgelte sind die Gelder, die sich die Netzbetreiber gegenseitig berechnen, wenn ein Kunde von einem Netz mit jemandem aus einem anderen Netz telefoniert. Und durch diese hohen Kosten „würden den deutschen Verbrauchern ungerechtfertigt hohe Preise für ihre Handygespräche berechnet“, so die Kommission. Denn „diese Kosten schlagen sich letztlich in den Preisen nieder, die Verbraucher und Unternehmen zahlen müssen.“

Doch nicht nur die deutschen Verbraucher seien davon betroffen. Der Kommission zufolge „ besteht auch die Gefahr, dass die Verbraucher in Ländern wie Portugal, Italien, Spanien und Griechenland am Ende die deutschen Mobilfunkbetreiber quersubventionieren“. Nun soll sich die Bundesnetzagentur in den kommenden drei Monaten zusammen mit der Kommission und dem Gremium europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (GEREK) beraten.

Der deutsche Mobilfunkmarkt ist noch immer hinsichtlich der Netzbetreiber ein Markt mit wenig Wettbewerb und vor allem großen Playern. Besonders die Rolle der Deutschen Telekom ist bezüglich der Handykosten nicht unerheblich. An ihrem Beispiel zeigt sich letztlich, dass gerade eine Regulierungsinstanz nicht wirklich funktioniert, wenn der Staat selbst in Geschäfte in diesem Bereich involviert ist. Immerhin schaden Forderungen der Bundesnetzagentur nach deutlich größeren Preissenkungen bei den Netzbetreibern dem Staat selbst. Schließlich hält die Bundesrepublik Deutschland noch immer 15 Prozent des Telekom-Konzerns und die staatliche Förderbank KfW weitere 17 Prozent. Vom Gewinn der Telekom profitiert somit auch der Bund.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...