Finanzen

Kapital macht rüber: Die Russen sind raus aus Zypern

Reiche Russen und russische Unternehmen wurden offenbar rechtzeitig vor dem Haircut in Zypern gewarnt: Die Bank of Cyprus hat eine russische Filiale, die während der EU-Banken-Blockade weiter operierte. Transfers wurden ohne Limits durchgeführt. Nur russisch sollte man sprechen können.
26.03.2013 01:48
Lesezeit: 2 min

Wenn die Bank of Cyprus am Donnerstag ihre Pforten wieder öffnet, könnte einige eine böse Überraschung erleben: Gut möglich, dass Bankangestellte, Kunden und die EU feststellen müssen: Das Geld ist weg. Ein an den Verhandlungen in Brüssel Beteiligter sagte Reuters, dass am Sonntag praktisch kein Kapital mehr in der Laiki-Bank war. Die Bank hatte im November 2007 noch eine Marktkapitalisierung von 8,1 Milliarden Euro.

Der Grund für die leeren Kassen: Reichen Russen und russische Unternehmer scheinen dem Reuters-Bericht zufolge ihre Konton in der Woche der geschlossenen Banken geleert zu haben. Während sich die kleinen Leute und die mittelständischen Unternehmer in der Woche, da alle Banken Zyperns offiziell geschlossen waren, noch geduldig an den Bankomaten anstellten, um an Geld zu kommen, haben die Russen offenbar einige Schlupflöcher genutzt, um ihr Kapital abzuziehen.

Sowohl die Laiki-Bank als auch die Bank of Cyprus unterhalten Filialen in London. Über London war es die ganze Zeit möglich, Geld-Transfers durchzuführen. Es gab bei den Banken in London keine Limits für Überweisungen. Die Bank of Cyprus ist überdies mit 80 Prozent an der russischen Uniastrum-Bank beteiligt – auch hier waren Transfers ohne Begrenzungen möglich.

Sogar die EU hatte von den myteriösen Geldbewegungen Wind bekommen: Ein Banker sagte Reuters, dass die Bank of Cyprus in der fraglichen Woche viel mehr Banknoten von der EZB anforderte, als sie an Abhebungen nach Frankfurt meldete.

Darüber hinaus waren sogar offizielle Überweisungen möglich: Wenn Firmen einen Margin-Call zu gewärtigen hatten und dadurch von der Insolvenz bedroht waren, für „humanitäre“ und „sonstige“ Zwecke konnte überwiesen werden.

Die Russen, die nicht schon zuvor reagiert hatten (hier), konnten auf diesem Weg ihre Vermögen in Sicherheit bringen. Möglicherweise haben auch zahlreiche Briten, die ihr Geld in der Steueroase Zypern angelegt, rechtzeitig reagiert und ihr Geld über London in Sicherheit gebracht.

Die EZB versuchte zwar pro forma, eine harte Haltung zu zeigen und griff bei der Gelegenheit zum Mittel der dezenten Erpressung: Sie warnte Lettland, den Russen Unterschlupf zu gewähren, und ließ die Letten wissen, dass ihr Beitritt zum Euro gefährdet sei, wenn die Letten den Gehorsam verweigern.

Aber hinter den Kulissen dürfte es wohl Absprachen zwischen Brüssel und Moskau gegeben haben, dass die wichtigsten Oligarchen und Unternehmer ungeschoren bleiben. Daher lenkte Moskau am Montag auch ein und sagte volle Kooperation mit der EU beim organisierten Bank-Raub bei der Restrukturierung der Banken in Zypern zu.

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble räumte ein, dass es wohl eine kleine Kapitalflucht gegeben habe. Diese werde jedoch nun mit Entschlossenheit und größter Ernsthaftigkeit von der EZB untersucht. Summen, wie viel Geld verschwunden ist, wollte Schäuble nicht nennen.

Damit dürfte der Haircut für die Zyprioten, die nicht zu den Privilegierten gehören, deutlich höher ausfallen als die kolportierten 40 Prozent. Nur so kann die von der Troika geforderte Eigenbeteiligung der Zyprioten aufgebracht werden. In der Erklärung der EU zum Deal stehen ausdrücklich keine konkreten Summen, wie viel den Hinterbliebenen abgeknöpft wird.

Man wird in Brüssel gewusst haben warum.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Mittelstand fordert Bürokratieabbau
22.02.2025

Der Mittelstand sieht sich von überbordender Bürokratie, hohen Steuern und steigenden Energiekosten ausgebremst. Vor der Bundestagswahl...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Feuer, Flamme und viel kaltes Wasser: Preussischer Whisky aus der Uckermark
21.02.2025

In der Uckermark brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Whisky – als erste Frau weltweit mit eigener Destillerie. Die ehemalige DDR-Bürgerin...